„Man merkt den Produkten an, ob jemand mit seinem Herz dabei war.“
Wir sitzen für drei Fragen in einem ganz besonderen 911, einem von 40, entstanden in Zusammenarbeit zwischen Porsche und Ferragamo, anlässlich 40 Jahre Porsche Italien. Ein Gespräch mit Alexander Fabig Leitung Porsche Individualisierung und Klassik über Reibung, Leidenschaft und das, was am Ende den Erfolg ausmacht.
„Die Modebranche arbeitet in Sprints, vier Kollektionen pro Jahr.
Wir brauchen vier Jahre für ein Auto.“
Herr Fabig, wie geht es Ihnen heute, das Porsche Ferragamo Projekt geht erfolgreich zu Ende?
Ich bin jetzt auch Ferragamo-Fan, auch wenn ich als Schwabe wahrscheinlich nicht ganz die Zielgruppe bin. Heute kommt vieles zusammen, worauf wir jahrelang hingearbeitet haben. Es geht dabei nicht nur um das Produkt, in dem wir gerade sitzen, sondern auch um eine Partnerschaft, die davon lebt, gesehen und gespürt zu werden.
Partner sind wir schon eine ganze Weile, aber Realität wird es erst, wenn andere es wahrnehmen. Wenn ein Fahrzeug so vor einem steht, wie es später beim Kunden stehen wird, und man gemeinsam mit Herrn Ferragamo auf einer Bühne steht – das ist genauso wichtig wie das Auto selbst.
Was war Ihr persönliches Highlight in der Zusammenarbeit mit Ferragamo bei diesem Projekt?
Nach dem ersten Workshop zu spüren, wie es anfängt zu brodeln. Es gab den Moment, den jeder kennt: „Wir müssen reden.“ Erste Themen kamen auf den Tisch, der Satz „Ich glaube, da läuft was auseinander…“ fiel. Für mich sind genau diese Momente Highlights.
Warum? Weil man merkt, dass alle mit Herz dabei sind. Wenn es diese Reibung nicht gäbe, würde man das Projekt nicht ernst nehmen. Man würde sagen: „Okay, wir haben eben unterschiedliche Vorstellungen, dann machen wir es halt so oder so – egal.“
Aber so arbeiten wir nicht. Und die Ferragamo-Leute auch nicht. Sie sehen ihre Arbeit nicht nur als Job, sondern stecken Leidenschaft, Herz und Seele hinein. Ein bisschen pathetisch vielleicht, aber bis zu einem gewissen Grad auch Berufung. Man nimmt die Dinge persönlich. Und genau das sieht man am Ende dem Produkt an.
Im Arbeitsleben gibt es ständig die Option, den einfacheren Weg zu nehmen: „Zu kompliziert, passt nicht ins Timing, zu teuer, Lieferant will nicht…“ Aber die meisten dieser Abzweigungen sind optional. Man denkt oft, es gäbe keine Alternativen, aber wenn man mit dem Herzen dabei ist, nimmt man nicht die erste Ausfahrt.
Für mich war es ein Highlight, zu merken: „Sapperlot, da gibt es ordentlich Reibung, da haben sich die Richtigen getroffen.“ Dieses gegenseitige Bestärken, Kraft geben, den Austausch suchen – oft ist das wichtiger als der präzise Inhalt.
Gab es dabei auch Missverständnisse?
Oh ja. Zum Beispiel die Geschichte mit dem Timing. Aus unserer Sicht war klar, dass der Zug längst abgefahren war. Und plötzlich kam aus Italien noch eine E-Mail: „Wir haben uns das übers Wochenende nochmal etwas anders überlegt…“
Da sitzt dann jemand in Zuffenhausen, rauft sich die Haare wie in einem Comic und denkt sich: „Jetzt habe ich mit meinem letzten Schweißtropfen alles gerade noch hingebogen, und die haben noch eine Idee.“
Da muss man aufpassen, dass man bei allem Schmunzeln und Emotionen das Thema wirklich ernst nimmt. Weiter kommt man nur, wenn man immer wieder alle an einen Tisch holt, berechtigte Empörung zuläßt, die kreative Energie aufnimmt um dann zu sehen: Wie kriegen wir das jetzt zusammen hin?
Ihr persönliches Lieblingsteil in diesem 911 Ferragamo?
Der Sport-Chrono, diese Uhr in der Mitte des Armaturenbretts. Fahrer und Beifahrer haben sie immer im Blick, sie trägt dezent die italienischen Farben, fein eingearbeitet.
Das ist vielleicht eines der letzten Details, die man entdeckt, wenn man losfährt. Das Auto ist schon sehr reich, auch von außen, mit dem Ferragamo-Schriftzug, wenn man die Tür öffnet und dem markanten Holz im Innenraum.
Aber diese Uhr könnte so ein Detail sein, das man erst später während der Fahrt bemerkt.
Sie steht für mich für das Thema zurückhaltende Eleganz. Sie ist super integriert und zeigt ganz klar die italienische Herkunft des Projekts und auch des Designs.
Letzte Frage: Wie würden Sie, das Besondere an diesem Projekt in einem Satz beschreiben?
Man merkt den Fahrzeugen in jedem Detail an, das alle mit dem Herz dabei waren.